Hartmut Geerken

Hartmut Geerken, geboren am 15. 1. 1939 in Stuttgart. Er studierte Orientalistik, Philosophie, Germanistik und Religionswissenschaft in Tübingen und Istanbul und war Mitarbeiter der Goethe-Institute in Kairo (1966–1972), Kabul (1972–1979) und Athen (1979–1983). 1978–2002 Mitglied des Bielefelder Colloquiums Neue Poesie. Herausgeber zahlreicher Autoren aus dem Umfeld von Expressionismus und Dada; Herausgeber der Publikationen des Paramykologischen Weltzentrums (Deutsche Sektion, 1981); Nachlassverwalter (Friedlaender/Mynona-Archiv, Anselm-Ruest-Sammlung); 1994 erster Vorsitzender des Internationalen Stirnerbundes; Organisator der International Sun Ra Conventions. Geerken lebte seit 1984 als Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Hörspielautor, Komponist, Musiker, Filmemacher, Mykologe und Performance-Künstler in Wartaweil bei Herrsching am Ammersee. Er starb dort am 21. 10. 2021.

*  15. Januar 1939

†  21. Oktober 2021

von Detlef (Essay) Thiel und Klaus Peter (WV) Harmening

Essay

Auf „Kunst“ im ‚gemütlichen‘ Sinn verzichtet Hartmut Geerken ohne Spur von Resignation, vielmehr mit Absicht: intuitiv spielerisch, gelehrsam provokativ, bejahend schöpferisch. Sein gesamtes ‚Werk‘ lässt sich in pragmatischer Hinsicht kennzeichnen durch Begriffe wie Interaktion, Dissipation, Selbstorganisation, Fluktuation, Nichtlinearität. Es begrüßt Interventionen des Publikums, Störungen, Abweichungen, Zufälle: kein roter Faden, keine kohärenten Geschichten, keine „großen spannungsbögen“. In seiner sorgfältigen Chaotik bedeutet das eine tiefe Kritik an westlicher Zivilisation, sofern diese pervertiert scheint von abstrakter Ordnung und hierarchischer Determination, von blinder Zerstörung gewachsener Formen und Strukturen des Lebens.

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